Ögisdrecka: Unterschied zwischen den Versionen
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Das Ögisdrecka ist das 9. Lied der [[Lieder-Edda]]. | Das Ögisdrecka(Oegirs Trinkgelage) oder Lokasenna (Lokis Zankreden) ist das 9. Lied der Göttersagen der [[Lieder-Edda]]. | ||
== Ögisdrecka == | == Ögisdrecka == | ||
=== Ögirs Trinkgelage === | === Ögirs Trinkgelage === | ||
<poem> | |||
Ögir, der mit anderm Namen Gymir hieß, bereitete den Asen ein Gastmahl, nachdem er den großen Keßel erlangt hatte, wie eben gesagt ist. | Ögir, der mit anderm Namen Gymir hieß, bereitete den Asen ein Gastmahl, nachdem er den großen Keßel erlangt hatte, wie eben gesagt ist. | ||
Zu diesem Gastmal kam Odhin und Frigg sein Weib. Thôr kam nicht, denn er war auf der Ostfahrt. | Zu diesem Gastmal kam Odhin und Frigg sein Weib. Thôr kam nicht, denn er war auf der Ostfahrt. | ||
Sif war zugegen, Thôrs Weib, desgleichen Bragi und Idun sein Gemahl. | Sif war zugegen, Thôrs Weib, desgleichen Bragi und Idun sein Gemahl. | ||
Auch Tyr war da, der nur Eine Hand hatte, denn der Fenriswolf hatte ihm die andre | Auch Tyr war da, der nur Eine Hand hatte, denn der [[Hund#Nordeuropäische_Mythologie|Fenriswolf]] hatte ihm die andre abgebissen, als er gebunden wurde. | ||
Da war auch Niörd und Skadi sein Weib, Freyr und Freyja, und Widar, Odhins Sohn. Auch Loki war da und Freys Diener Beyggwir und Beyla. | Da war auch Niörd und Skadi sein Weib, Freyr und Freyja, und Widar, Odhins Sohn. Auch Loki war da und Freys Diener Beyggwir und Beyla. | ||
Da waren noch viele Asen und Alfen. | Da waren noch viele Asen und Alfen. | ||
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Loki kam wieder und sprach zu Eldir, den er vor dem Saale fand: | Loki kam wieder und sprach zu Eldir, den er vor dem Saale fand: | ||
1 - Sage mir, Eldir, eh du mit einem | 1 - Sage mir, Eldir, eh du mit einem Fuße vorwärts schreitest, was für Tischgespräche | ||
Fuße vorwärts schreitest, was für Tischgespräche tauschen hier innen | tauschen hier innen der Sieggötter Söhne? | ||
2 - Eldir sprach: | 2 - Eldir sprach: | ||
Von Waffen reden und ruhmvollen Kämpfen der Sieggötter Söhne. | Von Waffen reden und ruhmvollen Kämpfen der Sieggötter Söhne. | ||
Asen und Alfen, die hier innen sind, keiner weiß von dir ein gutes Wort. | Asen und Alfen, die hier innen sind, keiner weiß von dir ein gutes Wort. | ||
3 - Loki | 3 - Loki | ||
Ein will ich treten in Ögis Hallen, selber dieß Gelag zu sehn. | Ein will ich treten in Ögis Hallen, selber dieß Gelag zu sehn. | ||
Schimpf und Schande schaff ich den Asen und mische Gift in ihren Meth. | Schimpf und Schande schaff ich den Asen und mische Gift in ihren Meth. | ||
4 -Eldir. | 4 -Eldir. | ||
Wiße, wenn du eintrittst in Ögis Halle, selber dieß Gelag zu sehn, | |||
Wiße, wenn du eintrittst in Ögis Halle, | Und die guten Götter übergießest mit Schmach, gieb Acht, sie trocknen sie ab an dir. | ||
Und die guten Götter übergießest mit Schmach, | |||
gieb Acht, sie trocknen sie ab an dir. | |||
5 - Loki : | 5 - Loki : | ||
Wiße das, Eldir, wenn mit einander wir in scharfen Worten streiten, | |||
Wiße das, Eldir, wenn mit einander wir | üppiger werd ich in Antworten sein, was du auch zu reden weist. | ||
was du auch zu reden weist. | |||
Da ging Loki in die Halle. Jene aber, die darinnen waren, als sie ihn eingetreten sahen, schwiegen alle still. | Da ging Loki in die Halle. Jene aber, die darinnen waren, als sie ihn eingetreten sahen, schwiegen alle still. | ||
6 - Loki sprach: | 6 - Loki sprach: | ||
Durstig komm ich in diese Halle Loptr den langen Weg die Asen zu bitten, | |||
Durstig komm ich in diese Halle | mir einen Trunk zu schenken ihres süßen Meths. | ||
Loptr den langen Weg die Asen zu bitten, | |||
zu schenken ihres süßen Meths. | |||
7 - Warum schweigt ihr still, verstockte Götter, | 7 - Warum schweigt ihr still, verstockte Götter, und erwiedert nicht ein Wort? | ||
Sitz und Stelle sucht mir bei dem Mal, oder heißt mich hinnen weichen. | Sitz und Stelle sucht mir bei dem Mal, oder heißt mich hinnen weichen. | ||
8 - Bragi : | 8 - Bragi : | ||
Sitz und Stelle suchen dir bei dem Mal die Asen nun und nimmer. | |||
Sitz und Stelle suchen dir bei dem Mal | Die Asen wißen wohl wem sie sollen Anteil gönnen am Gelag. | ||
Die Asen wißen wohl wem sie sollen | |||
Anteil gönnen am Gelag. | |||
9 - Loki : | 9 - Loki : | ||
Gedenkt dir, Odhin, wie in Urzeiten wir das Blut mischten beide? | |||
Gedenkt dir, Odhin, wie in Urzeiten wir | Du gelobtest, nimmer dich zu laben mit Trank, würd er uns beiden nicht gebracht. | ||
Du gelobtest, nimmer dich zu laben mit Trank, | |||
10 - Odhin. | 10 - Odhin. | ||
Steh denn auf, Widar, dem Vater des Wolfs Sitz zu schaffen beim Mal, | Steh denn auf, Widar, dem Vater des Wolfs Sitz zu schaffen beim Mal, | ||
Daß länger Loki uns nicht lästere hier in Ögis Halle. | Daß länger Loki uns nicht lästere hier in Ögis Halle. | ||
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Da stand Widar auf und schenkte dem Loki. Als er aber getrunken hatte, sprach er zu den Asen: | Da stand Widar auf und schenkte dem Loki. Als er aber getrunken hatte, sprach er zu den Asen: | ||
11 - Heil euch, Asen, Heil euch Asinnen, | 11 - Heil euch, Asen, Heil euch Asinnen, euch hochheiligen Göttern all, | ||
Außer dem Asen allein, der da sitzt auf Bragis Bank. | |||
Außer dem Asen allein, der da sitzt | |||
12 - Bragi. | 12 - Bragi. | ||
Schwert und Schecken aus meinem Schatze zahl ich und einen Baug (Ring) zur Buße, | |||
Schwert und Schecken aus meinem Schatze zahl ich | Daß du den Asen nicht Ärgerniss gebest: Mache dir nicht gram die Götter. | ||
Daß du den Asen nicht Ärgerniss gebest: | |||
Mache dir nicht gram die Götter. | |||
13 - Loki. | 13 - Loki. | ||
Ross und Ringe, nicht allzureich doch weiß ich dich, Bragi, der beiden! | |||
Ross und Ringe, nicht allzureich doch | Von Asen und Alfen, die hier inne sind, scheut Keiner so den Streit, flieht Geschoße keiner feiger. | ||
Von Asen und Alfen, die hier inne sind, | |||
14 - Bragi. | 14 - Bragi. | ||
Ich weiß doch, war ich draußen, wie ich drinne bin hier in Ögis Halle, dein Haupt hätt ich | |||
Ich weiß doch, war ich draußen, wie ich drinne bin | in meiner Hand schon; Also lohnt’ ich dir der Lüge. | ||
Also lohnt’ ich dir der Lüge. | |||
15 - Loki. | 15 - Loki. | ||
Sitzend bist du schnell, doch schwerlich leistest dus, Bragi, Bänkehüter! | |||
Sitzend bist du schnell, doch schwerlich leistest dus, | Zum Zweikampf vor, wenn du zornig bist: Der Tapfre sieht nicht um und säumt. | ||
Bragi, Bänkehüter! | |||
Zum Zweikampf vor, wenn du zornig bist: | |||
Der Tapfre sieht nicht um und säumt. | |||
16 - Idun. | 16 - Idun. | ||
Ich bitte dich, Bragi, bei deiner Gebornen und aller Wünschelsöhne Wohl, | |||
Ich bitte dich, Bragi, bei deiner Gebornen | Sprich zu Loki nicht mit lästernden Worten hier in Ögis Halle. | ||
Sprich zu Loki nicht mit lästernden Worten | |||
17 - Loki. | 17 - Loki. | ||
Schweig, Idun! Von allen Frauen mein ich dich die Männertollste: | Schweig, Idun! Von allen Frauen mein ich dich die Männertollste: | ||
Du legtest die Arme, die leuchtenden, gleich um den Mörder eines Bruders. | Du legtest die Arme, die leuchtenden, gleich um den Mörder eines Bruders. | ||
18 - Idun. | 18 - Idun. | ||
Zu Loki sprech ich nicht mit lästernden Worten hier in Ögis Halle; | Zu Loki sprech ich nicht mit lästernden Worten hier in Ögis Halle; | ||
Den Bragi sänft ich, den bierberauschten, | Den Bragi sänft ich, den bierberauschten, daß er im Zorn den Zweikampf meide. | ||
19 - Gefion. | 19 - Gefion. | ||
Ihr Asen beide, was ists, daß ihr euch mit scharfen Worten streitet? | |||
Ihr Asen beide, was ists, daß ihr euch | Loptr träumt sich nicht, daß er betrogen ist, ihn hier die Himmlischen haßen. | ||
Loptr träumt sich nicht, daß er betrogen ist, | |||
20 - Loki. | 20 - Loki. | ||
Schweig du, Gefion! sonst vergeß ichs nicht wie dich zur Lust verlockte jener weiße Knabe, | |||
Schweig du, Gefion! sonst vergeß ichs nicht | der dir das Kleinod gab, als du den Schenkel um ihn schlangst. | ||
als du den Schenkel um ihn schlangst. | |||
21 - Odhin. | 21 - Odhin. | ||
Irr bist du, Loki, und aberwitzig, wenn du Gefion gram dir machst: | |||
Irr bist du, Loki, und aberwitzig, | Aller Lebenden Looße weiß sie ebenwohl als ich. | ||
Aller Lebenden Looße weiß sie | |||
ebenwohl als ich. | |||
22 - Loki. | 22 - Loki. | ||
Schweig nur, Odhin, ungerecht zwischen den Sterblichen theilst du den Streit: | |||
Schweig nur, Odhin, ungerecht zwischen | Oftmals gabst du, dem du nicht geben solltest, dem schlechtern Manne den Sieg. | ||
Oftmals gabst du, dem du nicht geben solltest, | |||
23 - Odhin. | 23 - Odhin. | ||
Weist du, daß ich gab, dem ich nicht geben sollte, dem schlechtern Manne den Sieg, | |||
Weist du, daß ich gab, dem ich nicht geben sollte, | Unter der Erde acht Winter warst du milchende Kuh und Mutter | ||
Unter der Erde acht Winter warst du | |||
milchende Kuh und Mutter | |||
[Denn du gebarest da: Das dünkt mich eines Argen Art]. | [Denn du gebarest da: Das dünkt mich eines Argen Art]. | ||
24 - Loki. | 24 - Loki. | ||
Du schlichest, sagt man, in Samsö umher von Haus zu Haus als Wala. | |||
Du schlichest, sagt man, in Samsö umher | Vermummter Zauberer trogst du das Menschenvolk: Das dünkt mich eines Argen Art. | ||
Vermummter Zauberer trogst du das Menschenvolk: | |||
Das dünkt mich eines Argen Art. | |||
25 - Frigg. | 25 - Frigg. | ||
Euer Geschicke solltet ihr nie erwähnen vor der Welt, | |||
Euer Geschicke solltet ihr nie | Was ihr Asen beide in Urzeiten triebet: Die frühsten Thaten bergt dem Volk. | ||
Was ihr Asen beide in Urzeiten triebet: | |||
Die frühsten Thaten bergt dem Volk. | |||
26 - Loki. | 26 - Loki. | ||
Schweig du, Frigg! Fiörgyns Tochter bist du und den Männern allzumild, | |||
Schweig du, Frigg! Fiörgyns Tochter bist du | Die Wili und We als Widrirs Gemahlin beide bargst in deinem Schooß. | ||
Die Wili und We als Widrirs Gemahlin | |||
27 - Frigg. | 27 - Frigg. | ||
Wiße, hätt ich hier in den Hallen Ögirs einen Sohn wie Baldur schnell, | |||
Wiße, hätt ich hier in den Hallen Ögirs | Nicht kämst du hinaus von den Asensöhnen, du hättest schon zu fechten gefunden. | ||
Nicht kämst du hinaus von den Asensöhnen, | |||
28 - Loki. | 28 - Loki. | ||
Und willst du, Frigg, daß ich ferner gedenke meiner Meinthaten, | |||
Und willst du, Frigg, daß ich ferner gedenke | So bin ich Schuld, daß du nicht mehr schauen wirst Baldur reiten zum Rath der Götter. | ||
So bin ich Schuld, daß du nicht mehr schauen wirst | |||
Baldur reiten zum Rath der Götter. | |||
29 - Freyja. | 29 - Freyja. | ||
Irr bist du, Loki, daß du selber anführst die schnöden Schandthaten. | |||
Irr bist du, Loki, daß du selber anführst | Wohl weiß Frigg Alles was sich begiebt, ob sie schon es nicht sagt. | ||
Wohl weiß Frigg Alles was sich begiebt, | |||
30 - Loki. | 30 - Loki. | ||
Schweig du, Freyja, dich vollends kenn ich: Keines Makels mangelst du; | |||
Schweig du, Freyja, dich vollends kenn ich: | Der Asen und Alfen, die hier inne sind, bist du Jedes Buhlerin. | ||
Keines Makels mangelst du; | |||
Der Asen und Alfen, die hier inne sind, | |||
31 - Freyja. | 31 - Freyja. | ||
Deine Zunge frevelt; doch fürcht ich, daß sie dir wenig Gutes gellt. | |||
Deine Zunge frevelt; doch fürcht ich, daß sie dir | Abhold sind dir die Asen und die Asinnen. Unfröhlich fährst du nach Haus. | ||
Abhold sind dir die Asen und die Asinnen | |||
Unfröhlich fährst du nach Haus. | |||
32 - Loki. | 32 - Loki. | ||
Schweig du, Freyja, Gift führst du mit dir, bist alles Unheils voll. | |||
Schweig du, Freyja, Gift führst du mit dir, | Vor den Göttern umarmtest du den eigenen Bruder: So böser Wind entfuhr dir, Freyja! | ||
Vor den Göttern umarmtest du den eigenen Bruder: | |||
So böser Wind entfuhr dir, Freyja! | |||
33 - Niördr. | 33 - Niördr. | ||
Die Schöngeschmückten, das schadet nicht, wählen Männer wie sie mögen; | |||
Die Schöngeschmückten, das schadet nicht, | Des Verworfnen Weilen bei den Asen wundert nur, der Kinder konnte gebären. | ||
Des Verworfnen Weilen bei den Asen wundert nur, | |||
34 - Loki. | 34 - Loki. | ||
Schweig du, Niördr, von Osten gesendet als Geisel bist du den Göttern. | |||
Schweig du, Niördr, von Osten gesendet | Hymirs Töchter nahmen dich da zum Nachtgeschirre und machten dir in den Mund. | ||
Hymirs Töchter nahmen dich da zum Nachtgeschirre | |||
35 - Niördr. | 35 - Niördr. | ||
Des Schadens tröstet mich, seit ich gesendet ward fernher als Geisel den Göttern, | |||
Des Schadens tröstet mich, seit ich gesendet ward | Daß mir erwuchs der Sohn, wider den Niemand ist, der für den Ersten der Asen gilt. | ||
Daß mir erwuchs der Sohn, wider den Niemand ist, | |||
36 - Loki. | 36 - Loki. | ||
Laß endlich, Niördr, den Übermuth, Ich hab es länger nicht Hehl: | |||
Laß endlich, Niördr, den Übermuth, | Mit der eignen Schwester den Sohn erzeugtest du, der eben so arg ist wie du. | ||
Ich hab es länger nicht Hehl: | |||
Mit der eignen Schwester den Sohn erzeugtest du, | |||
37 - Tyr. | 37 - Tyr. | ||
Freyr ist der beste von allen, die Bifröst trägt zu der hohen Halle: | |||
Freyr ist der beste von allen, die Bifröst | Keine Maid betrübt er, keines Mannes Weib, einen Jeden nimmt er aus Nöthen. | ||
Keine Maid betrübt er, keines Mannes Weib, | |||
38 - Loki. | 38 - Loki. | ||
Schweig du, Tyr! du taugst zum Kampfe nicht zu gleicher Zeit mit Zweien. | |||
Schweig du, Tyr! du taugst zum Kampfe nicht | Deine rechte Hand ist dir geraubt, Fenrir fraß sie, der Wolf. | ||
Deine rechte Hand ist dir geraubt, | |||
Fenrir fraß sie, der Wolf. | |||
39 - Tyr. | 39 - Tyr. | ||
Der Hand muß ich darben; so darbst du Fenrirs. Eins ist schlimm wie das andre; | |||
Der Hand muß ich darben; so darbst du Fenrirs. | Auch der Wolf ist freudenlos: gefeßelt erwartet er der Asen Untergang. | ||
Eins ist schlimm wie das andre; | |||
Auch der Wolf ist freudenlos: gefeßelt erwartet er | |||
40 - Loki. | 40 - Loki. | ||
Schweig du, Tyr! deinem Weibe geschahs, daß sie von mir ein Kind bekam. | |||
Schweig du, Tyr! deinem Weibe geschahs, | Nicht Pfenningsbuße empfingst du für die Schmach: Habe dir das, du Hanrei! | ||
Nicht Pfenningsbuße empfingst du für die Schmach: | |||
Habe dir das, du Hanrei! | |||
41 - Freyr. | 41 - Freyr. | ||
Gefeßelt liegt Fenrir vor des Flußes Ursprung bis die Götter vergehen. | |||
Gefeßelt liegt Fenrir vor des Flußes Ursprung | So soll auch dir geschehn, wenn du nicht schweigen wirst endlich, Unheilschmied. | ||
So soll auch dir geschehn, wenn du nicht schweigen wirst | |||
42 - Loki. | 42 - Loki. | ||
Mit Gold erkauftest du Gymirs Tochter und gabst dem Skirnir dein Schwert. | |||
Mit Gold erkauftest du Gymirs Tochter | Wenn aber Muspels Söhne durch Myrkwidr reiten, womit willst du streiten, Unselger? | ||
Wenn aber Muspels Söhne durch Myrkwidr reiten, | |||
43 - Beyggwir. | 43 - Beyggwir. | ||
Wär ich so edeln Stamms als Yngwi-Freyr, und hätte so erhabnen Sitz, | |||
Wär ich so edeln Stamms als Yngwi-Freyr, | Morscher als Mark malmt’ ich dich, freche Krähe, und lähmte dir alle Gelenke. | ||
Morscher als Mark malmt’ ich dich, freche Krähe, | |||
44 - Loki. | 44 - Loki. | ||
Was ist Winziges dort, das ich wedeln sehen nach Speise schnappend? | |||
Was ist Winziges dort, das ich wedeln sehen | Dem Freyr in die Ohren bläst es immerdar, und müht sich mit Mägdearbeit. | ||
Dem Freyr in die Ohren bläst es immerdar, | |||
45 - Beyggwir. | 45 - Beyggwir. | ||
Beyggwir bin ich, bieder rühmen mich die Asen all und Menschen. | |||
Beyggwir bin ich, bieder rühmen mich | Behende helf ich hier, daß Hropts Freunde trinken Äl in Ögis Halle. | ||
Behende helf ich hier, daß Hropts Freunde trinken | |||
Äl in Ögis Halle. | |||
46 - Loki. | 46 - Loki. | ||
Schweig du, Beyggwir, übel verstehst du der Männer Mal zu ordnen. | |||
Schweig du, Beyggwir, übel verstehst du | Unterm Bettstroh verbargst du dich feige, wenn es zum Kampfe kam. | ||
Unterm Bettstroh verbargst du dich feige, | |||
47 - Heimdal. | 47 - Heimdal. | ||
Trunken bist du, Loki! vertrankst den Verstand: Laß endlich ab, Loki, | |||
Trunken bist du, Loki! vertrankst den Verstand: | Denn im Rausche reden die Leute viel und wißen nicht was. | ||
Laß endlich ab, Loki, | |||
Denn im Rausche reden die Leute viel | |||
48 - Loki. | 48 - Loki. | ||
Schweig du, Heimdal! In der Schöpfung Beginn ward dir ein leidig Looß. | |||
Schweig du, Heimdal! In der Schöpfung Beginn | Mit feuchtem Rücken fängst du den Thau auf und wachst der Götter Wärter!27 | ||
Mit feuchtem Rücken fängst du den Thau auf | |||
49 - Skadi. | 49 - Skadi. | ||
Lustig bist du, Loki; doch lange magst du nicht spielen mit losem Schweif, | |||
Lustig bist du, Loki; doch lange magst du nicht | Da auf die scharfe Kante des kalten Vetters bald mit Därmen dich die Götter binden. | ||
Da auf die scharfe Kante des kalten Vetters bald | |||
50 - Loki. | 50 - Loki. | ||
Wenn auf die scharfe Kante des reifkalten Vetters sie mich mit Därmen binden bald, | |||
Wenn auf die scharfe Kante des reifkalten Vetters | So war ich der erste und auch der eifrigste, als es Thiassi zu tödten galt.55 | ||
So war ich der erste und auch der eifrigste, | |||
51 - Skadi. | 51 - Skadi. | ||
Warst du der erste und auch der eifrigste, als es Thiassi zu tödten galt, | |||
Warst du der erste und auch der eifrigste, | So soll aus meinem Hof und Heiligtum immer kalter Rath dir kommen. | ||
So soll aus meinem Hof und Heiligtum | |||
52 - Loki. | 52 - Loki. | ||
Gelinder sprachst du zu Laufeyjas Sohn, als du mich auf dein Lager ludst. | |||
Gelinder sprachst du zu Laufeyjas Sohn, | Dessen gedenk ich nun, da es genauer gilt unsre Meinthaten zu melden. | ||
Dessen gedenk ich nun, da es genauer gilt | |||
Da trat Sif vor und schenkte dem Loki Meth in den Eiskelch und sprach: | Da trat Sif vor und schenkte dem Loki Meth in den Eiskelch und sprach: | ||
53 - Heil dir nun, Loki, den Eiskelch lang ich dir | 53 - Heil dir nun, Loki, den Eiskelch lang ich dir Firnen Methes voll, | ||
Firnen Methes voll, | Daß du mich eine doch von den Asenkindern ungelästert laßest. | ||
Daß du mich eine doch von den Asenkindern | |||
Jener nahm den Kelch, trank und sprach: | Jener nahm den Kelch, trank und sprach: | ||
54 - Du einzig bliebst verschont, wärest du immer keusch | 54 - Du einzig bliebst verschont, wärest du immer keusch und dem Gatten ergeben gewesen. | ||
und dem Gatten ergeben gewesen. | Einen weiß ich und weiß ihn gewiss, der auch den Hlorridi zum Hanrei machte.61 | ||
Einen weiß ich und weiß ihn gewiss, | |||
[Und das war der listige Loki.] | [Und das war der listige Loki.] | ||
55 - Beyla. | 55 - Beyla. | ||
Alle Felsen beben, von der Bergfahrt kehrt Hlorridi heim. | |||
Alle Felsen beben, von der Bergfahrt kehrt | Zum Schweigen bringt er den, der hier mit Schmach belädt die Götter all und Gäste. | ||
Hlorridi heim. | |||
Zum Schweigen bringt er den, der hier mit Schmach belädt | |||
56 - Loki. | 56 - Loki. | ||
Schweig du, Beyla! du bist Beyggwirs Weib und aller Unthat voll. | |||
Schweig du, Beyla! du bist Beyggwirs Weib | Kein ärger Ungeheuer ist unter den Asenkindern. Ganz bist du mit Schmutz besudelt. | ||
Kein ärger Ungeheuer ist unter den Asenkindern | |||
Ganz bist du mit Schmutz besudelt. | |||
Da kam Thôr an und sprach: | Da kam Thôr an und sprach: | ||
57 - Schweig, unreiner Wicht, sonst soll mein Hammer | 57 - Schweig, unreiner Wicht, sonst soll mein Hammer Miölnir den Mund dir schließen. | ||
Miölnir den Mund dir schließen. | Vom Halse hau ich dir die Schulterhügel, daß dich das Leben läßt. | ||
Vom Halse hau ich dir die Schulterhügel, | |||
58 - Loki. | 58 - Loki. | ||
Der Erde Sohn ist eingetreten: Nun kannst du knirschen, Thôr; | |||
Der Erde Sohn ist eingetreten: | Doch wenig wagst du, wenn du den Wolf bestehen sollst, der den Siegvater schlingt. | ||
Nun kannst du knirschen, Thôr; | |||
Doch wenig wagst du, wenn du den Wolf bestehen sollst, | |||
59 - Thôr. | 59 - Thôr. | ||
Schweig, unreiner Wicht, sonst soll mein Hammer Miölnir den Mund dir schließen. | |||
Schweig, unreiner Wicht, sonst soll mein Hammer | Oder auf gen Osten werf ich dich, daß kein Mann dich mehr erschaut. | ||
Miölnir den Mund dir schließen. | |||
Oder auf gen Osten werf ich dich, | |||
60 - Loki. | 60 - Loki. | ||
Deine Ostfahrten würden unbesprochen Allzeit beßer bleiben, | |||
Deine Ostfahrten würden unbesprochen | Seit im Däumling du, Kämpe, des Handschuhs kauertest und selbst nicht meintest Thôr zu sein. | ||
Allzeit beßer bleiben, | |||
Seit im Däumling du, Kämpe, des Handschuhs kauertest | |||
61 - Thôr. | 61 - Thôr. | ||
Schweig, unreiner Wicht, sonst soll mein Hammer Miölnir den Mund dir schließen. | |||
Schweig, unreiner Wicht, sonst soll mein Hammer | Mit Hrungnis Tödter59 trifft diese Hand dich und bricht dir alle Gebeine. | ||
Miölnir den Mund dir schließen. | |||
Mit Hrungnis Tödter59 trifft diese Hand dich | |||
und bricht dir alle Gebeine. | |||
62 - Loki. | 62 - Loki. | ||
Noch lange Jahre zu leben denk ich trotz deiner Hammerhiebe. | |||
Noch lange Jahre zu leben denk ich | Hart schienen dir Skrymis Knoten. Du mustest der Malzeit darben ob du vor Heißhunger vergingst. | ||
Hart schienen dir Skrymis Knoten | |||
Du mustest der Malzeit darben ob du vor Heißhunger vergingst. | |||
63 - Thôr. | 63 - Thôr. | ||
Schweig, unreiner Wicht, sonst soll mein Hammer Miölnir den Mund dir schließen. | |||
Schweig, unreiner Wicht, sonst soll mein Hammer | |||
Miölnir den Mund dir schließen. | |||
Hrungnis Tödter schickt dich zu Hel hinab , hinter der Todten Gitterthor. | Hrungnis Tödter schickt dich zu Hel hinab , hinter der Todten Gitterthor. | ||
64 - Loki. | 64 - Loki. | ||
Ich sang vor Asen, sang vor Asensöhnen was ich auf dem Herzen hatte. | |||
Ich sang vor Asen, sang vor Asensöhnen | Nun wend ich mich weg: dir weich ich allein, denn ich zweifle nicht, daß du zuschlägst. | ||
Nun wend ich mich weg: dir weich ich allein, | |||
65 - Ein Mahl gabst du, Ögir; nicht mehr hinfort | 65 - Ein Mahl gabst du, Ögir; nicht mehr hinfort wirst du die Götter bewirthen. | ||
All dein Eigentum, das hier innen ist, frißt die Flamme und raschelt dir über den Rücken. | |||
All dein Eigentum, das hier innen ist, | |||
Darauf nahm Loki die Gestalt eines Lachses an und entsprang in den Wasserfall Franangr. | Darauf nahm Loki die Gestalt eines Lachses an und entsprang in den Wasserfall Franangr. | ||
Da fingen ihn die Asen und banden ihn mit den Gedärmen seines Sohnes Nari. | Da fingen ihn die Asen und banden ihn mit den Gedärmen seines Sohnes Nari. | ||
Sein anderer Sohn Narfi aber ward in einen Wolf verwandelt. Skadi nahm eine Giftschlange und hing sie auf über Lokis Antlitz. | Sein anderer Sohn Narfi aber ward in einen Wolf verwandelt. Skadi nahm eine Giftschlange und hing sie auf über Lokis Antlitz. <br> | ||
Der [[Schlange]] entträufelte Gift. Sigyn, Lokis Weib, setzte sich neben ihn und hielt eine Schale unter die Gifttropfen. | Der [[Schlange]] entträufelte Gift. Sigyn, Lokis Weib, setzte sich neben ihn und hielt eine Schale unter die Gifttropfen. | ||
Wenn aber die Schale voll war, trug sie das Gift hinweg: unterdessen träufelte das Gift in Lokis Angesicht, wobei er sich so stark wand, daß die ganze Erde zitterte. | Wenn aber die Schale voll war, trug sie das Gift hinweg: unterdessen träufelte das Gift in Lokis Angesicht, wobei er sich so stark wand, daß die ganze Erde zitterte. | ||
Das wird nun Erdbeben genannt. | Das wird nun Erdbeben genannt. | ||
</poem> | |||
== Referenz == | |||
* Wikisource : [https://de.wikisource.org/wiki/Die_Edda_(Simrock_1876) Die Edda ] - übersersetzt von K. Simrock | |||
[[Kategorie:Nordische Mythologie]] |
Aktuelle Version vom 19. März 2024, 12:02 Uhr
Das Ögisdrecka(Oegirs Trinkgelage) oder Lokasenna (Lokis Zankreden) ist das 9. Lied der Göttersagen der Lieder-Edda.
Ögisdrecka
Ögirs Trinkgelage
Ögir, der mit anderm Namen Gymir hieß, bereitete den Asen ein Gastmahl, nachdem er den großen Keßel erlangt hatte, wie eben gesagt ist.
Zu diesem Gastmal kam Odhin und Frigg sein Weib. Thôr kam nicht, denn er war auf der Ostfahrt.
Sif war zugegen, Thôrs Weib, desgleichen Bragi und Idun sein Gemahl.
Auch Tyr war da, der nur Eine Hand hatte, denn der Fenriswolf hatte ihm die andre abgebissen, als er gebunden wurde.
Da war auch Niörd und Skadi sein Weib, Freyr und Freyja, und Widar, Odhins Sohn. Auch Loki war da und Freys Diener Beyggwir und Beyla.
Da waren noch viele Asen und Alfen.
Ögir hatte zwei Diener, Funafengr und Eldir. Leuchtendes Gold diente statt brennenden Lichtes. Das Äl trug sich selber auf.
Der Ort hatte sehr heiligen Frieden. Alle Gäste rühmten, wie gut Ögirs Leute sie bedienten.
Loki, der das nicht hören mochte, erschlug den Funafengr.
Da schüttelten die Asen ihre Schilde und rannten wider Loki und verfolgten ihn in den Wald und fuhren dann zu dem Mal.
Loki kam wieder und sprach zu Eldir, den er vor dem Saale fand:
1 - Sage mir, Eldir, eh du mit einem Fuße vorwärts schreitest, was für Tischgespräche
tauschen hier innen der Sieggötter Söhne?
2 - Eldir sprach:
Von Waffen reden und ruhmvollen Kämpfen der Sieggötter Söhne.
Asen und Alfen, die hier innen sind, keiner weiß von dir ein gutes Wort.
3 - Loki
Ein will ich treten in Ögis Hallen, selber dieß Gelag zu sehn.
Schimpf und Schande schaff ich den Asen und mische Gift in ihren Meth.
4 -Eldir.
Wiße, wenn du eintrittst in Ögis Halle, selber dieß Gelag zu sehn,
Und die guten Götter übergießest mit Schmach, gieb Acht, sie trocknen sie ab an dir.
5 - Loki :
Wiße das, Eldir, wenn mit einander wir in scharfen Worten streiten,
üppiger werd ich in Antworten sein, was du auch zu reden weist.
Da ging Loki in die Halle. Jene aber, die darinnen waren, als sie ihn eingetreten sahen, schwiegen alle still.
6 - Loki sprach:
Durstig komm ich in diese Halle Loptr den langen Weg die Asen zu bitten,
mir einen Trunk zu schenken ihres süßen Meths.
7 - Warum schweigt ihr still, verstockte Götter, und erwiedert nicht ein Wort?
Sitz und Stelle sucht mir bei dem Mal, oder heißt mich hinnen weichen.
8 - Bragi :
Sitz und Stelle suchen dir bei dem Mal die Asen nun und nimmer.
Die Asen wißen wohl wem sie sollen Anteil gönnen am Gelag.
9 - Loki :
Gedenkt dir, Odhin, wie in Urzeiten wir das Blut mischten beide?
Du gelobtest, nimmer dich zu laben mit Trank, würd er uns beiden nicht gebracht.
10 - Odhin.
Steh denn auf, Widar, dem Vater des Wolfs Sitz zu schaffen beim Mal,
Daß länger Loki uns nicht lästere hier in Ögis Halle.
Da stand Widar auf und schenkte dem Loki. Als er aber getrunken hatte, sprach er zu den Asen:
11 - Heil euch, Asen, Heil euch Asinnen, euch hochheiligen Göttern all,
Außer dem Asen allein, der da sitzt auf Bragis Bank.
12 - Bragi.
Schwert und Schecken aus meinem Schatze zahl ich und einen Baug (Ring) zur Buße,
Daß du den Asen nicht Ärgerniss gebest: Mache dir nicht gram die Götter.
13 - Loki.
Ross und Ringe, nicht allzureich doch weiß ich dich, Bragi, der beiden!
Von Asen und Alfen, die hier inne sind, scheut Keiner so den Streit, flieht Geschoße keiner feiger.
14 - Bragi.
Ich weiß doch, war ich draußen, wie ich drinne bin hier in Ögis Halle, dein Haupt hätt ich
in meiner Hand schon; Also lohnt’ ich dir der Lüge.
15 - Loki.
Sitzend bist du schnell, doch schwerlich leistest dus, Bragi, Bänkehüter!
Zum Zweikampf vor, wenn du zornig bist: Der Tapfre sieht nicht um und säumt.
16 - Idun.
Ich bitte dich, Bragi, bei deiner Gebornen und aller Wünschelsöhne Wohl,
Sprich zu Loki nicht mit lästernden Worten hier in Ögis Halle.
17 - Loki.
Schweig, Idun! Von allen Frauen mein ich dich die Männertollste:
Du legtest die Arme, die leuchtenden, gleich um den Mörder eines Bruders.
18 - Idun.
Zu Loki sprech ich nicht mit lästernden Worten hier in Ögis Halle;
Den Bragi sänft ich, den bierberauschten, daß er im Zorn den Zweikampf meide.
19 - Gefion.
Ihr Asen beide, was ists, daß ihr euch mit scharfen Worten streitet?
Loptr träumt sich nicht, daß er betrogen ist, ihn hier die Himmlischen haßen.
20 - Loki.
Schweig du, Gefion! sonst vergeß ichs nicht wie dich zur Lust verlockte jener weiße Knabe,
der dir das Kleinod gab, als du den Schenkel um ihn schlangst.
21 - Odhin.
Irr bist du, Loki, und aberwitzig, wenn du Gefion gram dir machst:
Aller Lebenden Looße weiß sie ebenwohl als ich.
22 - Loki.
Schweig nur, Odhin, ungerecht zwischen den Sterblichen theilst du den Streit:
Oftmals gabst du, dem du nicht geben solltest, dem schlechtern Manne den Sieg.
23 - Odhin.
Weist du, daß ich gab, dem ich nicht geben sollte, dem schlechtern Manne den Sieg,
Unter der Erde acht Winter warst du milchende Kuh und Mutter
[Denn du gebarest da: Das dünkt mich eines Argen Art].
24 - Loki.
Du schlichest, sagt man, in Samsö umher von Haus zu Haus als Wala.
Vermummter Zauberer trogst du das Menschenvolk: Das dünkt mich eines Argen Art.
25 - Frigg.
Euer Geschicke solltet ihr nie erwähnen vor der Welt,
Was ihr Asen beide in Urzeiten triebet: Die frühsten Thaten bergt dem Volk.
26 - Loki.
Schweig du, Frigg! Fiörgyns Tochter bist du und den Männern allzumild,
Die Wili und We als Widrirs Gemahlin beide bargst in deinem Schooß.
27 - Frigg.
Wiße, hätt ich hier in den Hallen Ögirs einen Sohn wie Baldur schnell,
Nicht kämst du hinaus von den Asensöhnen, du hättest schon zu fechten gefunden.
28 - Loki.
Und willst du, Frigg, daß ich ferner gedenke meiner Meinthaten,
So bin ich Schuld, daß du nicht mehr schauen wirst Baldur reiten zum Rath der Götter.
29 - Freyja.
Irr bist du, Loki, daß du selber anführst die schnöden Schandthaten.
Wohl weiß Frigg Alles was sich begiebt, ob sie schon es nicht sagt.
30 - Loki.
Schweig du, Freyja, dich vollends kenn ich: Keines Makels mangelst du;
Der Asen und Alfen, die hier inne sind, bist du Jedes Buhlerin.
31 - Freyja.
Deine Zunge frevelt; doch fürcht ich, daß sie dir wenig Gutes gellt.
Abhold sind dir die Asen und die Asinnen. Unfröhlich fährst du nach Haus.
32 - Loki.
Schweig du, Freyja, Gift führst du mit dir, bist alles Unheils voll.
Vor den Göttern umarmtest du den eigenen Bruder: So böser Wind entfuhr dir, Freyja!
33 - Niördr.
Die Schöngeschmückten, das schadet nicht, wählen Männer wie sie mögen;
Des Verworfnen Weilen bei den Asen wundert nur, der Kinder konnte gebären.
34 - Loki.
Schweig du, Niördr, von Osten gesendet als Geisel bist du den Göttern.
Hymirs Töchter nahmen dich da zum Nachtgeschirre und machten dir in den Mund.
35 - Niördr.
Des Schadens tröstet mich, seit ich gesendet ward fernher als Geisel den Göttern,
Daß mir erwuchs der Sohn, wider den Niemand ist, der für den Ersten der Asen gilt.
36 - Loki.
Laß endlich, Niördr, den Übermuth, Ich hab es länger nicht Hehl:
Mit der eignen Schwester den Sohn erzeugtest du, der eben so arg ist wie du.
37 - Tyr.
Freyr ist der beste von allen, die Bifröst trägt zu der hohen Halle:
Keine Maid betrübt er, keines Mannes Weib, einen Jeden nimmt er aus Nöthen.
38 - Loki.
Schweig du, Tyr! du taugst zum Kampfe nicht zu gleicher Zeit mit Zweien.
Deine rechte Hand ist dir geraubt, Fenrir fraß sie, der Wolf.
39 - Tyr.
Der Hand muß ich darben; so darbst du Fenrirs. Eins ist schlimm wie das andre;
Auch der Wolf ist freudenlos: gefeßelt erwartet er der Asen Untergang.
40 - Loki.
Schweig du, Tyr! deinem Weibe geschahs, daß sie von mir ein Kind bekam.
Nicht Pfenningsbuße empfingst du für die Schmach: Habe dir das, du Hanrei!
41 - Freyr.
Gefeßelt liegt Fenrir vor des Flußes Ursprung bis die Götter vergehen.
So soll auch dir geschehn, wenn du nicht schweigen wirst endlich, Unheilschmied.
42 - Loki.
Mit Gold erkauftest du Gymirs Tochter und gabst dem Skirnir dein Schwert.
Wenn aber Muspels Söhne durch Myrkwidr reiten, womit willst du streiten, Unselger?
43 - Beyggwir.
Wär ich so edeln Stamms als Yngwi-Freyr, und hätte so erhabnen Sitz,
Morscher als Mark malmt’ ich dich, freche Krähe, und lähmte dir alle Gelenke.
44 - Loki.
Was ist Winziges dort, das ich wedeln sehen nach Speise schnappend?
Dem Freyr in die Ohren bläst es immerdar, und müht sich mit Mägdearbeit.
45 - Beyggwir.
Beyggwir bin ich, bieder rühmen mich die Asen all und Menschen.
Behende helf ich hier, daß Hropts Freunde trinken Äl in Ögis Halle.
46 - Loki.
Schweig du, Beyggwir, übel verstehst du der Männer Mal zu ordnen.
Unterm Bettstroh verbargst du dich feige, wenn es zum Kampfe kam.
47 - Heimdal.
Trunken bist du, Loki! vertrankst den Verstand: Laß endlich ab, Loki,
Denn im Rausche reden die Leute viel und wißen nicht was.
48 - Loki.
Schweig du, Heimdal! In der Schöpfung Beginn ward dir ein leidig Looß.
Mit feuchtem Rücken fängst du den Thau auf und wachst der Götter Wärter!27
49 - Skadi.
Lustig bist du, Loki; doch lange magst du nicht spielen mit losem Schweif,
Da auf die scharfe Kante des kalten Vetters bald mit Därmen dich die Götter binden.
50 - Loki.
Wenn auf die scharfe Kante des reifkalten Vetters sie mich mit Därmen binden bald,
So war ich der erste und auch der eifrigste, als es Thiassi zu tödten galt.55
51 - Skadi.
Warst du der erste und auch der eifrigste, als es Thiassi zu tödten galt,
So soll aus meinem Hof und Heiligtum immer kalter Rath dir kommen.
52 - Loki.
Gelinder sprachst du zu Laufeyjas Sohn, als du mich auf dein Lager ludst.
Dessen gedenk ich nun, da es genauer gilt unsre Meinthaten zu melden.
Da trat Sif vor und schenkte dem Loki Meth in den Eiskelch und sprach:
53 - Heil dir nun, Loki, den Eiskelch lang ich dir Firnen Methes voll,
Daß du mich eine doch von den Asenkindern ungelästert laßest.
Jener nahm den Kelch, trank und sprach:
54 - Du einzig bliebst verschont, wärest du immer keusch und dem Gatten ergeben gewesen.
Einen weiß ich und weiß ihn gewiss, der auch den Hlorridi zum Hanrei machte.61
[Und das war der listige Loki.]
55 - Beyla.
Alle Felsen beben, von der Bergfahrt kehrt Hlorridi heim.
Zum Schweigen bringt er den, der hier mit Schmach belädt die Götter all und Gäste.
56 - Loki.
Schweig du, Beyla! du bist Beyggwirs Weib und aller Unthat voll.
Kein ärger Ungeheuer ist unter den Asenkindern. Ganz bist du mit Schmutz besudelt.
Da kam Thôr an und sprach:
57 - Schweig, unreiner Wicht, sonst soll mein Hammer Miölnir den Mund dir schließen.
Vom Halse hau ich dir die Schulterhügel, daß dich das Leben läßt.
58 - Loki.
Der Erde Sohn ist eingetreten: Nun kannst du knirschen, Thôr;
Doch wenig wagst du, wenn du den Wolf bestehen sollst, der den Siegvater schlingt.
59 - Thôr.
Schweig, unreiner Wicht, sonst soll mein Hammer Miölnir den Mund dir schließen.
Oder auf gen Osten werf ich dich, daß kein Mann dich mehr erschaut.
60 - Loki.
Deine Ostfahrten würden unbesprochen Allzeit beßer bleiben,
Seit im Däumling du, Kämpe, des Handschuhs kauertest und selbst nicht meintest Thôr zu sein.
61 - Thôr.
Schweig, unreiner Wicht, sonst soll mein Hammer Miölnir den Mund dir schließen.
Mit Hrungnis Tödter59 trifft diese Hand dich und bricht dir alle Gebeine.
62 - Loki.
Noch lange Jahre zu leben denk ich trotz deiner Hammerhiebe.
Hart schienen dir Skrymis Knoten. Du mustest der Malzeit darben ob du vor Heißhunger vergingst.
63 - Thôr.
Schweig, unreiner Wicht, sonst soll mein Hammer Miölnir den Mund dir schließen.
Hrungnis Tödter schickt dich zu Hel hinab , hinter der Todten Gitterthor.
64 - Loki.
Ich sang vor Asen, sang vor Asensöhnen was ich auf dem Herzen hatte.
Nun wend ich mich weg: dir weich ich allein, denn ich zweifle nicht, daß du zuschlägst.
65 - Ein Mahl gabst du, Ögir; nicht mehr hinfort wirst du die Götter bewirthen.
All dein Eigentum, das hier innen ist, frißt die Flamme und raschelt dir über den Rücken.
Darauf nahm Loki die Gestalt eines Lachses an und entsprang in den Wasserfall Franangr.
Da fingen ihn die Asen und banden ihn mit den Gedärmen seines Sohnes Nari.
Sein anderer Sohn Narfi aber ward in einen Wolf verwandelt. Skadi nahm eine Giftschlange und hing sie auf über Lokis Antlitz.
Der Schlange entträufelte Gift. Sigyn, Lokis Weib, setzte sich neben ihn und hielt eine Schale unter die Gifttropfen.
Wenn aber die Schale voll war, trug sie das Gift hinweg: unterdessen träufelte das Gift in Lokis Angesicht, wobei er sich so stark wand, daß die ganze Erde zitterte.
Das wird nun Erdbeben genannt.
Referenz
- Wikisource : Die Edda - übersersetzt von K. Simrock