Ashtanga Yoga: Unterschied zwischen den Versionen
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== Asthanga - Yoga == | |||
[[Patanjali]] war ein indischer Gelehrter, der als Verfasser der bekannten [[Yogasutras]] gilt. Er hatte auf das [[Samkhya]] aufbauend zu seiner Zeit in seinen [[Yogasutras|Yoga-Aphorismen]] versucht, den Yoga zu systematisieren und schließlich das [[Samkhya]] um den [[Ishvara]] erweitert. | |||
Die Yogasutras verlauten in Kapitel 2.27(Sadhana Pada): tasya saptadhā prānta-bhūmiḥ prajña (Dieser Pfad zur Erleuchtung hat sieben Stufen). | |||
===== Historische Grundlage ===== | |||
Ein Großteil dieses achtfachen Yoga wurde schon lange vorher in der [[Sandilya]] - Upanishade des [[Atharvaveda]] beschrieben. <br> | |||
Dieser achtfache Pfad wird auch im [[Yoga Yajnavalkya]], in mehreren [[Upanishaden]], im [[Linga Purana]] und in weiteren Schriften wie dem [[Devi_Bhagavatam_Buch_7|Devi Bhagavatam]] 7.35, in der [[Sivasamhita-Vasu#Kapitel_III|Sivasamhita]] und in der [[Hathapradipika]] erläutert. | |||
Der Asthanga - Yoga und der ähnliche [[Raja Yoga]] wurde aber nur von einem Teil der Praktizierenden als ein auf einander aufbauender Stufenweg verstanden. Direkte Techniken sind das Singen von [[Mantra]]s, Yoga[[Asana|stellungen]], Meditation über das Universum, das [[PRANAYAMA|Pranayama]] und die OM-[[Meditation]]. | |||
Der Asthanga-Yoga ist eine im [[Advaita-Vedanta]] gängige Praxis : <br> | |||
"Ashtanga Yoga--Yama, niyam, aasan, praanayaam, pratyaahaar, dhaarnaa, dhyaan, samaadhi. Das sind die acht Glieder des [[Yoga]]. Ein Guru nimmt einen Schüler nacheinander durch diese. Dafür nimmt der Guru nichts von seinem Schüler. Er tut es aus Freundlichkeit und aus dem Gefühl heraus, etwas Gutes für seinen Schüler zu tun." | |||
( Shree [//de.wikipedia.org/wiki/Shankaracharya_%28Titel%29 Shankaracharya] Swaroopanand Saraswati ( The Illustrated Weekly of India, September 13, 1987 ) vom [[Adi Shankara|Shankara]] - Orden ). | |||
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[[Datei:Chakras.jpg|200px|thumb|right|Chakras]] | |||
=== Der Stufenweg zum Samadhi === | |||
Die acht Stufen des Asthanga - [[Yoga]] oder [[Raja_Yoga|Raja-Yoga]] werden in vielen Schriften erwähnt und erläutert. | |||
Sie umfassen Stufe 1-16 der 22 Stufen des [[Universelle Lehre|universellen Pfades]]. | |||
1. '''[[Moral#Yoga|YAMA]]''' [1,2] - besteht aus Satya, Ahimsa, Brahmacharya, Aparigraha und Asteya | |||
2. [[Moral#Yoga|'''NIYAMA''']] [3,4] - besteht aus Saucha, Santosha, Tapas, [[Swadhyaya]] und Ishwara Pranidhana | |||
Die [[Hathapradipika]] erwähnt diese Stufen in 'Asanas 16,17' ebenfalls. Das [[Advaita-Vedanta]] lehrt ähnlich die ''Sadhana Chatustaya'' oder Mittel zur Befreiung : Viveka (Unterscheidungskraft), Vairagya (Verhaftungslosigkeit), Shatsampat (sechsfache Tugenden) und Mumukshutva (intensives Verlangen nach Befreiung). | |||
Der Raja-Yoga oder Asthanga - Yoga hat somit als Basis eine [[Moral|sittliche Komponente]], auf die schon das ''Samadhi Pada'' der [[Yogasutras]] verweist. Hierzu gehört auch das ständige Studium der heiligen Schriften. Dies dient dem Aufbau einer geistigen Einstellung und einer wahren sittlichen Persönlichkeit. | |||
3. '''[[Asana|ASANA]]''' - Kontrolle des Körpers [5,6] - Körperstellungen des [[Hatha Yoga|Hatha-Yoga]] und All-Vergegenwärtigung : Yogasutre 2.47 sagt nämlich : 'prayatna-śaithilyānanta-samāpattibhyām' : Die Stellung (Asana) wird durch Loslassen von Spannungen und durch Meditation (Samapatti) auf das Unendliche (Ananta) gemeistert (die auch das buddhistische Culasuññata Sutta erläutert). | |||
4. '''[[PRANAYAMA]]''' - Reinigung der Lebenskraft, des [[Chi#Prana|Prana]] [7,8]. [[Tao]]istische Qigong-Übungen haben eine ähnliche Wirkung. | |||
5. '''PRATYAHARA''' - Zurückziehen der Sinne [9,10] | |||
6. ''DHARANA'' - Konzentration [11,12] , [[Yogasutras]] 3.1 : Durch Konzentration ohne Abschweifen des Geistes entsteht Meditation. | |||
7. '''DHYANA''' - [[Meditation]] [13,14] : "Das beständige Fließen einer einzigen Vorstellung dorthin ist Dhyana", [[Yogasutras]] 3.1-2 | |||
8. '''[[Ishvara]] - [[Samadhi]]''' (Gottes-Extase) [15,16] | |||
== Höhere Stufen == | |||
Es folgen weitere [[Samadhi]]s, der Savikalpa Samadhi(Universelle Lehre 17: Samprajnata oder Sabija)<ref> http://www.sivanandaonline.org/public_html/?cmd=displaysection§ion_id=927&format=html </ref> und der Nirvikalpa - Samadhi (U. L. 18: Asamprajnata oder Nirbija), die Erleuchtung mit dem transzendenten [[Kosmisches Bewusstsein|kosmischen Bewusstsein]], manchmal gefolgt vom [[Sahaja]]-Samadhi(19). | |||
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== Siddhis == | |||
Patanjali warnt vor den später auftretenden [[Ashta Siddhi|Siddhis]], okkulten Kräften die später durch 'Fokussierung des Bewußtseins'(Samaya, d.h. Dharana, Dhyana, [[Samadhi]]) erworben werden können, und die für viele Strebende einen Anziehungspunkt bilden, die aber auch an niedere Ebenen binden und die Entwicklung behindern können. | |||
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Viele Sucher halten diese Kräfte für spirituell. Tatsächlich entsprechen sie aber einer "grossen Leere", welche nur der Mentalebene entspricht, teils sind sie auch ätherischer Natur und daher ebenfalls [[Maya|maya]]behaftet. | |||
Patanjali selbst warnt in Kapitel 3 der [[Yogasutras]]: <br>(37.) Davon kommt intuitives Hören, Gedanke, Sehvermögen, Geschmack und Geruch.<br>(38.) Te samadhau upasarga vyutthane siddhayah: | |||
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Diese gewöhnlichen [[Ashta Siddhi|Siddhis]] sind Hindernisse beim Erreichen des Zustandes des [[Samadhi]], und sie werden als weltliche Kräfte des Geistes angesehen. | |||
Für den schwarzen [[Tantra|Tantriker]] sind solche Kräfte von besonderer Bedeutung. | |||
Auch ein okkulter [[Weisse Magie|Magier]] kann ähnliche okkulte Fähigkeiten ohne Erleuchtung erlangen. | |||
Der [[Hinduismus]] kennt verschiedene [[Ashta Siddhi|Siddhis]] und unterscheidet wie der [[Buddhismus]] zwischen [//www.rigpawiki.org/index.php?title=Eight_ordinary_accomplishments gewöhnlichen Siddhis] (Tib. ཐུན་མོང་གི་དངོས་གྲུབ་, Wyl. thun mong gi dngos grub) und höchsten oder ungewöhnlichen Siddhis (Tib. མཆོག་གི་དངོས་གྲུབ་, Wyl. mchog gi dngos grub), die Folge der Erleuchtung sind. | |||
Auch ein okkulter Magier kann | |||
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== Die Methode == | |||
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28. Durch die Wiederholung des Wortes und durch Reflektion seiner Bedeutung wird der Pfad gefunden. < | 28. Durch die Wiederholung des Wortes und durch Reflektion seiner Bedeutung wird der Pfad gefunden. | ||
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"Erfahren in der Praxis der Konzentration, die Silbe OM wiederholend, immer an mich denkend, erreicht der Yogi das höchste Ziel." (Bhagavad Gita 8,13) | <b>Andere Erläuterungen</b> : '' Die Silbe OM ([[Nada|Udgitha]]) wird als Essenz erläutert und [[Meditation|meditiert]]'', [[Chandogya_Upanishade#Inhalt|Chandogya Upanishade]] | ||
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"Erfahren in der Praxis der Konzentration, die Silbe OM wiederholend, immer an mich denkend, erreicht der Yogi das höchste Ziel." ([[Bhagavad Gita]] 8,13) | |||
In den ersten Stufen des Asthanga - Yoga wird neben dem [[Bodhi|erleuchtenden]] Studium heiliger Texte auch das Singen von [[Mantra]]s angewendet(anstelle Wiederholung mit einer [[Mala]]), um zuerst einmal den Körper zu beeinflussen bzw. um diesen zu läutern, zu harmonisieren und zu reinigen. | |||
[[Patanjali]] beschreibt mehrere körperliche Fokuspunkte wie Nabel, Herz, Kurma [[Nadis|Nadi]], Halsgrube und Scheitel. Nach seinem Konzept genügt die stete Übung in der Ausrichtung auf einen Punkt für Halt, tiefes Wissen und geistige Befreiung: | |||
*Versenkung in die Herzgegend am Solarplexus (Hrdaya) verstärkt das Wissen über Fühlen und Denken (Yogasutras 3.34) | |||
*Versenkung in die Halsgrube, wo die Schlüsselbeine aufeinandertreffen (kantha-kupe) stillt Durst- und Hungergefühl (3.30) | |||
*Versenkung auf das Nabelzentrum (nabhi-cakre) fördert die Intuition (3.29) | |||
* Konzentration auf den Scheitelpunkt (murdha) stellt die Verbindung zum Höchsten([[Ishvara]]) her (3.32). | |||
== Blavatski == | |||
(41) "Sie sind ein Stern geworden, das Feuer das brennt aber nicht verbrennt, das Feuer das das [//en.wikipedia.org/wiki/Upadhi Upadhi] der Flamme ist. Und dieses, O Yogi des Erfolgs, ist was man '''Dhyana''' nennt,(43) der richtige Vorläufer des ''[[Samadhi]]''." - [//theosophytrust.org/Online_Books/Voice_of_the_Silence_V1.4.pdf Blavatski : Stimme der Stille(PDF)] (P.S. Der Stern ist hier auch der Stern zu Bethlehem...<ref> http://universelle-lehre.de/universeller-pfad/christentum </ref>) | |||
== Shivaismus== | |||
Die [[Krama]] - Richtung des [[kashmirischer Shivaismus|kasmirischen Shivaismusses]] lehrt ebenfalls die letzten 5 Stufen des Ashtanga-Yoga und setzt die ersten 3 voraus (s.a. [[Tantraloka]] 5. ahnika). Im [[Trika]] werden Pranayama, pratyahara, dhyana und dharana als äußere Wege zur Aufrechterhaltung der Stärke des Yoga angesehen. Das wichtige Glied des Yoga ist hier tarka' (unterscheidende Wahrnehmung), d.h. unterscheidende transzendentale Logik. <br> | |||
[[Abhinavagupta]] betrachtete Patanjalis Yoga als Weg für Anfänger. Diese Mittel seien als [[Anavopaya]] bekannt. Allerdings geht er nicht auf die darauf folgenden 3 Samadhis ein. Der kashmirische Shivaismus will allerdings noch viel weiter bis zum ParamShiva, was allerdings kaum einem Meister gelingt und wenig anerkannt ist(ausser im [[Radhasoami]] und bei [[Alice Bailey]]). | |||
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“Wenn Du deinen Geist fest in der inneren Wirklichkeit des göttlichen Bewusstseins errichtet hast so ist das 'dharana'. Dieses 'dharana' muss nicht nur innerlich sondern auch in allen Tätigkkeiten des weltlichen Lebens verwirklicht sein. Dies ist wahres 'dharana'." ([[Netra Tantra]]) | |||
== Literatur == | |||
* [https://www.ashtangayoga.info/ashtanga-yoga/cheat-sheets-pdf/ Ashtanga Yoga – Cheat sheets ] | |||
* Swami Krishnananda : [https://www.swami-krishnananda.org/patanjali/raja_81.html Chapter 81: The Application of Pratyahara] | |||
* Sivananda : [https://www.dlshq.org/download2/rajayogalectures.pdf Raja Yoga Lectures] | |||
* [https://www.dlshq.org/download/lectures-on-raja-yoga/ Lectures on Raja - Yoga], Swami Chidananda | |||
* Vivekananda : [http://shardsofconsciousness.com/user/sites/shardsofconsciousness.com/files/ebooks/RajaYoga_Vivekananda.pdf Raja Yoga] - | |||
* [https://books.google.de/books?id=f9ygWu2xM3QC&pg=PA170&lpg=PA170&dq=Yoga+Taravali Ashtanga Yoga: Practice and Philosophy], Gregor Maehle, Kaivalya Publications 2013, ISBN-10: 0977512606 ISBN-13: 978-0977512607 | |||
* [https://books.google.de/books?id=q14oDwAAQBAJ&pg=PT2&hl=de&source=gbs_toc_r&cad=2#v=onepage&q&f=false The Philosophy of Classical Yoga], Georg Feuerstein, Palgrave Macmillan 1980, ISBN-10: 0312606656 ISBN-13: 978-0312606657 | |||
== Siehe auch == | |||
* [[Bhumikas]] - Sieben Entwicklungsstufen | |||
== Referenzen == | |||
<references /> | |||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
*[ | *[//de.wikipedia.org/wiki/Raja_Yoga Raja-Yoga (Wikipedia)] | ||
*[ | *[//de.wikipedia.org/wiki/Samkhya Das System des Samkhya als Vorläufer des Systems des Patanjali] | ||
*[ | *[//oekologie.swami-center.org/page_28.shtml Online-Artikel zu Yama-Niyama] | ||
*[ | *[http://netnews.helloyou.ch/bkgr/toc23.html Raja-Yoga Online(A. A. Bailey)] | ||
*[ | *[//www.yoga-vidya.de/Yoga--Artikel/Art-Artikel/art_Yoga_Sutras.html#Yama%20und%20Niyama Die Yoga-Sutras im Internet] | ||
*[ | * [http://www.arunachala-ramana.org/upanishads/jabala_darsana_upanishad.htm Jabala Darsana Upanishad with the 8 limbs] | ||
*[ | * Sacred Texts [http://www.sacred-texts.com/hin/hyp/index.htm Raja Yoga] Ramacharaka (William Walker Atkinson) [1906] | ||
*[ | *[//www.yoga-vidya.de/Yoga--Buch/Rajayoga/Buch_Raja.html Yoga-Vidya über Raja-Yoga] | ||
*[ | *[//en.wikipedia.org/wiki/Yoga_Sutras_of_Patanjali Wiki zu den Yoga-Sutras] | ||
*[ | *[http://12koerbe.de/hanumans/yoga.htm Yoga-Sutras - Sanskrit/deutsch Textversion ] | ||
*[ | * [https://www.ashtangayoga.info/fileadmin/01_AshtangaYoga/04_Download/CheatSheet/Mantras-EN.pdf Ashtanga Yoga Mantren] | ||
*[ | * Das lange [https://de.ashtangayoga.info/philosophie/mantra/ashtanga-yoga-mantra/ Ashtanga Yoga Vorbereitungs - Mantra] | ||
*[ | *[//en.wikipedia.org/wiki/Pranava_yoga Wiki zum Pranava-Yoga] | ||
*[ | *[https://ocoy.org/questions-about-om-meditation/ OM - Meditation] | ||
*[https://ocoy.org/original-yoga/living-the-yoga-life-perspectives-on-yoga-introduction/meditation/ Pranava Yoga Meditation] | |||
[[Kategorie:Hinduismus]] |
Aktuelle Version vom 2. Januar 2023, 15:28 Uhr
Asthanga - Yoga
Patanjali war ein indischer Gelehrter, der als Verfasser der bekannten Yogasutras gilt. Er hatte auf das Samkhya aufbauend zu seiner Zeit in seinen Yoga-Aphorismen versucht, den Yoga zu systematisieren und schließlich das Samkhya um den Ishvara erweitert. Die Yogasutras verlauten in Kapitel 2.27(Sadhana Pada): tasya saptadhā prānta-bhūmiḥ prajña (Dieser Pfad zur Erleuchtung hat sieben Stufen).
Historische Grundlage
Ein Großteil dieses achtfachen Yoga wurde schon lange vorher in der Sandilya - Upanishade des Atharvaveda beschrieben.
Dieser achtfache Pfad wird auch im Yoga Yajnavalkya, in mehreren Upanishaden, im Linga Purana und in weiteren Schriften wie dem Devi Bhagavatam 7.35, in der Sivasamhita und in der Hathapradipika erläutert.
Der Asthanga - Yoga und der ähnliche Raja Yoga wurde aber nur von einem Teil der Praktizierenden als ein auf einander aufbauender Stufenweg verstanden. Direkte Techniken sind das Singen von Mantras, Yogastellungen, Meditation über das Universum, das Pranayama und die OM-Meditation.
Der Asthanga-Yoga ist eine im Advaita-Vedanta gängige Praxis :
"Ashtanga Yoga--Yama, niyam, aasan, praanayaam, pratyaahaar, dhaarnaa, dhyaan, samaadhi. Das sind die acht Glieder des Yoga. Ein Guru nimmt einen Schüler nacheinander durch diese. Dafür nimmt der Guru nichts von seinem Schüler. Er tut es aus Freundlichkeit und aus dem Gefühl heraus, etwas Gutes für seinen Schüler zu tun."
( Shree Shankaracharya Swaroopanand Saraswati ( The Illustrated Weekly of India, September 13, 1987 ) vom Shankara - Orden ).

Der Stufenweg zum Samadhi
Die acht Stufen des Asthanga - Yoga oder Raja-Yoga werden in vielen Schriften erwähnt und erläutert.
Sie umfassen Stufe 1-16 der 22 Stufen des universellen Pfades.
1. YAMA [1,2] - besteht aus Satya, Ahimsa, Brahmacharya, Aparigraha und Asteya
2. NIYAMA [3,4] - besteht aus Saucha, Santosha, Tapas, Swadhyaya und Ishwara Pranidhana
Die Hathapradipika erwähnt diese Stufen in 'Asanas 16,17' ebenfalls. Das Advaita-Vedanta lehrt ähnlich die Sadhana Chatustaya oder Mittel zur Befreiung : Viveka (Unterscheidungskraft), Vairagya (Verhaftungslosigkeit), Shatsampat (sechsfache Tugenden) und Mumukshutva (intensives Verlangen nach Befreiung).
Der Raja-Yoga oder Asthanga - Yoga hat somit als Basis eine sittliche Komponente, auf die schon das Samadhi Pada der Yogasutras verweist. Hierzu gehört auch das ständige Studium der heiligen Schriften. Dies dient dem Aufbau einer geistigen Einstellung und einer wahren sittlichen Persönlichkeit.
3. ASANA - Kontrolle des Körpers [5,6] - Körperstellungen des Hatha-Yoga und All-Vergegenwärtigung : Yogasutre 2.47 sagt nämlich : 'prayatna-śaithilyānanta-samāpattibhyām' : Die Stellung (Asana) wird durch Loslassen von Spannungen und durch Meditation (Samapatti) auf das Unendliche (Ananta) gemeistert (die auch das buddhistische Culasuññata Sutta erläutert).
4. PRANAYAMA - Reinigung der Lebenskraft, des Prana [7,8]. Taoistische Qigong-Übungen haben eine ähnliche Wirkung.
5. PRATYAHARA - Zurückziehen der Sinne [9,10]
6. DHARANA - Konzentration [11,12] , Yogasutras 3.1 : Durch Konzentration ohne Abschweifen des Geistes entsteht Meditation.
7. DHYANA - Meditation [13,14] : "Das beständige Fließen einer einzigen Vorstellung dorthin ist Dhyana", Yogasutras 3.1-2
8. Ishvara - Samadhi (Gottes-Extase) [15,16]
Höhere Stufen
Es folgen weitere Samadhis, der Savikalpa Samadhi(Universelle Lehre 17: Samprajnata oder Sabija)[1] und der Nirvikalpa - Samadhi (U. L. 18: Asamprajnata oder Nirbija), die Erleuchtung mit dem transzendenten kosmischen Bewusstsein, manchmal gefolgt vom Sahaja-Samadhi(19).
Siddhis
Patanjali warnt vor den später auftretenden Siddhis, okkulten Kräften die später durch 'Fokussierung des Bewußtseins'(Samaya, d.h. Dharana, Dhyana, Samadhi) erworben werden können, und die für viele Strebende einen Anziehungspunkt bilden, die aber auch an niedere Ebenen binden und die Entwicklung behindern können.
Viele Sucher halten diese Kräfte für spirituell. Tatsächlich entsprechen sie aber einer "grossen Leere", welche nur der Mentalebene entspricht, teils sind sie auch ätherischer Natur und daher ebenfalls mayabehaftet.
Patanjali selbst warnt in Kapitel 3 der Yogasutras:
(37.) Davon kommt intuitives Hören, Gedanke, Sehvermögen, Geschmack und Geruch.
(38.) Te samadhau upasarga vyutthane siddhayah:
Diese gewöhnlichen Siddhis sind Hindernisse beim Erreichen des Zustandes des Samadhi, und sie werden als weltliche Kräfte des Geistes angesehen.
Für den schwarzen Tantriker sind solche Kräfte von besonderer Bedeutung.
Auch ein okkulter Magier kann ähnliche okkulte Fähigkeiten ohne Erleuchtung erlangen.
Der Hinduismus kennt verschiedene Siddhis und unterscheidet wie der Buddhismus zwischen gewöhnlichen Siddhis (Tib. ཐུན་མོང་གི་དངོས་གྲུབ་, Wyl. thun mong gi dngos grub) und höchsten oder ungewöhnlichen Siddhis (Tib. མཆོག་གི་དངོས་གྲུབ་, Wyl. mchog gi dngos grub), die Folge der Erleuchtung sind.
Die Methode
Samadhi Pada I :
27. ॐ Das Mantra des Ishvara ist OM (oder AUM) . Dies ist der göttliche Pranava (Omkara).
28. Durch die Wiederholung des Wortes und durch Reflektion seiner Bedeutung wird der Pfad gefunden.
Referenz : Swami Vivekananda : Raja - Yoga (mit den Yoga - Aphorismen des Patanjali) ; Rascher - Verlag, MCMLXIII
Andere Erläuterungen : Die Silbe OM (Udgitha) wird als Essenz erläutert und meditiert, Chandogya Upanishade
"Erfahren in der Praxis der Konzentration, die Silbe OM wiederholend, immer an mich denkend, erreicht der Yogi das höchste Ziel." (Bhagavad Gita 8,13)
In den ersten Stufen des Asthanga - Yoga wird neben dem erleuchtenden Studium heiliger Texte auch das Singen von Mantras angewendet(anstelle Wiederholung mit einer Mala), um zuerst einmal den Körper zu beeinflussen bzw. um diesen zu läutern, zu harmonisieren und zu reinigen.
Patanjali beschreibt mehrere körperliche Fokuspunkte wie Nabel, Herz, Kurma Nadi, Halsgrube und Scheitel. Nach seinem Konzept genügt die stete Übung in der Ausrichtung auf einen Punkt für Halt, tiefes Wissen und geistige Befreiung:
- Versenkung in die Herzgegend am Solarplexus (Hrdaya) verstärkt das Wissen über Fühlen und Denken (Yogasutras 3.34)
- Versenkung in die Halsgrube, wo die Schlüsselbeine aufeinandertreffen (kantha-kupe) stillt Durst- und Hungergefühl (3.30)
- Versenkung auf das Nabelzentrum (nabhi-cakre) fördert die Intuition (3.29)
- Konzentration auf den Scheitelpunkt (murdha) stellt die Verbindung zum Höchsten(Ishvara) her (3.32).
Blavatski
(41) "Sie sind ein Stern geworden, das Feuer das brennt aber nicht verbrennt, das Feuer das das Upadhi der Flamme ist. Und dieses, O Yogi des Erfolgs, ist was man Dhyana nennt,(43) der richtige Vorläufer des Samadhi." - Blavatski : Stimme der Stille(PDF) (P.S. Der Stern ist hier auch der Stern zu Bethlehem...[2])
Shivaismus
Die Krama - Richtung des kasmirischen Shivaismusses lehrt ebenfalls die letzten 5 Stufen des Ashtanga-Yoga und setzt die ersten 3 voraus (s.a. Tantraloka 5. ahnika). Im Trika werden Pranayama, pratyahara, dhyana und dharana als äußere Wege zur Aufrechterhaltung der Stärke des Yoga angesehen. Das wichtige Glied des Yoga ist hier tarka' (unterscheidende Wahrnehmung), d.h. unterscheidende transzendentale Logik.
Abhinavagupta betrachtete Patanjalis Yoga als Weg für Anfänger. Diese Mittel seien als Anavopaya bekannt. Allerdings geht er nicht auf die darauf folgenden 3 Samadhis ein. Der kashmirische Shivaismus will allerdings noch viel weiter bis zum ParamShiva, was allerdings kaum einem Meister gelingt und wenig anerkannt ist(ausser im Radhasoami und bei Alice Bailey).
“Wenn Du deinen Geist fest in der inneren Wirklichkeit des göttlichen Bewusstseins errichtet hast so ist das 'dharana'. Dieses 'dharana' muss nicht nur innerlich sondern auch in allen Tätigkkeiten des weltlichen Lebens verwirklicht sein. Dies ist wahres 'dharana'." (Netra Tantra)
Literatur
- Ashtanga Yoga – Cheat sheets
- Swami Krishnananda : Chapter 81: The Application of Pratyahara
- Sivananda : Raja Yoga Lectures
- Lectures on Raja - Yoga, Swami Chidananda
- Vivekananda : Raja Yoga -
- Ashtanga Yoga: Practice and Philosophy, Gregor Maehle, Kaivalya Publications 2013, ISBN-10: 0977512606 ISBN-13: 978-0977512607
- The Philosophy of Classical Yoga, Georg Feuerstein, Palgrave Macmillan 1980, ISBN-10: 0312606656 ISBN-13: 978-0312606657
Siehe auch
- Bhumikas - Sieben Entwicklungsstufen
Referenzen
Weblinks
- Raja-Yoga (Wikipedia)
- Das System des Samkhya als Vorläufer des Systems des Patanjali
- Online-Artikel zu Yama-Niyama
- Raja-Yoga Online(A. A. Bailey)
- Die Yoga-Sutras im Internet
- Jabala Darsana Upanishad with the 8 limbs
- Sacred Texts Raja Yoga Ramacharaka (William Walker Atkinson) [1906]
- Yoga-Vidya über Raja-Yoga
- Wiki zu den Yoga-Sutras
- Yoga-Sutras - Sanskrit/deutsch Textversion
- Ashtanga Yoga Mantren
- Das lange Ashtanga Yoga Vorbereitungs - Mantra
- Wiki zum Pranava-Yoga
- OM - Meditation
- Pranava Yoga Meditation