Tathagatagarbha

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Tathagatagarbha oder Buddha - Natur (skt. buddha-dhātu, tathāgata-dhātu; chin. fóxìng, W.-G. fo-hsing; jap. busshō; tib.: bde gshegs snying po ; auch : Buddhata) bedeutet im chinesischen Chan und im Zen wie im Vajrayana die immanente Fähigkeit und Potenz von Lebewesen, die Buddhaschaft zu erreichen. Ein ähnlicher Begriff ist sugatagarbha. Dabei wird allerdings ein individueller Dharma nicht berücksichtigt.

Im Pali Kanon (Digha-Nikaya, Pathikavagga Sutta 11/55/92, Atthakatha 3/50) sagt der Buddha zu Vasettha, dass der Tathagata ein Dhamma-kaya ist(O Vasettha! Das Wort Dhammakaya ist in der Tat der Name des Tathagata), - auch Brahmakaya, Dammabhuta, Brahmabhuta - , also der Wahrheitskörper oder die "Verkörperung der Wahrheit so wie Dharmabhuta, "Wahrheit-geworden", d.h. "Jemand der Wahrheit geworden ist"[1].

Mahayana

Die Ursprünge dieses Begriffs liegen im Mahayana in den Darlegungen des Lotus-Sutra, des Nirvana-Sutra und des Tathagatagarbha-Sutra.

Im Nirvana-Sutra wird die Buddha-Natur (Buddha-dhatu) vom Buddha als das wahre Selbst dargestellt und als beständig, fest und ewig (nitya, dhruva, sasvata) gekennzeichnet. Die Tathagatagarbha wird auch mit dem Dharmakaya gleichgesetzt.

Im Ratnagotravibhāga (Uttaratantra_Shastra) ist zu lesen Es gibt nichts, was davon entfernt werden muss, noch gibt es irgend etwas hinzuzufügen. Man soll die Realität sehen, so wie sie ist. Und wer die Realität richtig sieht, wird befreit. (RGV I.154) (Wozu andererseits nur ein hochentwickelter Mahasattwa fähig ist)
Es beschreibt vier transzendente Qualitäten der Tathagatagarbha : Dauerhaftigkeit, Glückseligkeit, Selbst und Reinheit, die damit dem Dharmakaya entspreche.

Tathagatagarbha-Sutras

Die Buddha-Natur wird in den Tathagatagarbha-Sutras als die innewohnende, ungeschaffene, glückselige und unsterbliche Buddha-Essenz (svabhava) aller Lebewesen dargestellt. Sie wird in den verschiedenen Yanas etwas abweichend interpretiert[2].

Im Nirvana - Sutra ist sie das wahre Selbst und das Buddha-dhatu, die eigentliche Buddha-Natur der Wesen, das keinen Tod kennt. Dieses Sutra sieht die Buddhanatur als das "grenzenlose Dharmadhatu".

Im Vimalakirti-Sutra,8-9 heisst es "Das Tathagatagarbha ist leer von allen Befleckungs-Speichern, die eigenständig und als nicht befreit bekannt sind. .... Das Tathagatagarbha ist nicht leer von den Buddha - Dharmas, die nicht diskret sind, unvorstellbar, zahlreicher als der Sand des Ganges, und als befreit bekannt.
... Das Tathagatagarbha ist nicht geboren, stirbt nicht, überträgt nicht [Tib: ’pho-ba], tritt nicht auf. Es ist jenseits der Sphäre der Merkmale des Zusammengesetzten, es ist dauerhaft, stabil und unveränderlich. ...Das Tathāgatagarbha ist die Sphäre der Erfahrung der Tathagata-Buddhas.

Das Tathagatagarbha Sutra handelt von der Existenz des Tathāgatagarbha oder der intrinsischen Buddhanatur aller fühlenden Wesen und lehrt, dass im Wesen jeder Person ein großer ewiger und unveränderlicher Schatz ist, der innewohnende Buddha selbst :
Alle Wesen, obwohl in ihnen alle Formen der geistigen Verunreinigungen gefunden werden können, haben ein Tathagatagarbha (Buddha-Essenz), welches für alle Zeiten vollkommen rein ist, und das gesättigt ist mit Tugenden, welche sich nicht von meinen Tugenden unterscheiden.

Vajrayana

Im Vajrayana und in den Lehren von Systemen wie Lamdre[3], Dzogchen und Mahamudra wird die Buddha-Natur auch als die Natur des Geistes oder als klares Licht ursprünglichen Gewahrseins bezeichnet, wodurch sie nicht mehr dem umfassenderen Dharmadhatu entspricht wie im Nirvana-Sutra.

Saraha spricht in seinem Aryamanjushri gewidmeten Lied Dohakosa(Königliches Lied -Doha mdzod spyod pa'i glu: Dohakosa nama caryagiti) über die essenziele Natur: Voll mit den Perfektionen des Buddhas - Sahaja ist die eine essenzielle Natur[4], d.h. die höhere Natur des Samantabhadra.

Madhyamika

Die Schule der Madhyamikas versteht als Buddhanatur die Fähigkeit, einen der Buddhakörper hervorzubringen. Dabei wird zwischen der natürlich anwesenden und der zu entwickelnden Buddhanatur unterschieden.

Gelug

Die Gelugpas stellten die Idee des Tathagatagarbha vor, betonten aber, dass es nur interpretierende und nicht definitive Bedeutung hat. Nach dem Gelug hat jeder als Teil der Buddhanatur bzw. der Buddhafamilien

  1. das spiegelgleiche Gewahrsein, das lediglich alle Informationen des Objekts aufnimmt – Buddhafamilie
  2. das gleichsetzende Gewahrsein, das erkennt, dass die Objekte in gleicher Weise in ein Muster oder in ein Allgemeines passen – Juwelen-Familie
  3. das individualisierende Gewahrsein, das ein Objekt als ein spezifisches Individuum erkennt – Lotus-Familie
  4. das vollbringende Gewahrsein, das sich mit einem Objekt in Beziehung setzt oder in Bezug bzw. Antwort auf das Objekt eine Handlung unternimmt – Karma-Familie
  5. das Gewahrsein der Realität (Skt. dhamadhatu), das a) Objekte als „Dieses“ oder „Jenes“ erkennt, b) das Muster, in das sie passen, als „dieses“ oder „jenes“ Muster erkennt c) das erkennt, dass Objekte „diese“ oder „jene“ individuelle Existenz haben und d) das sich mit dem Objekte in „dieser“ oder „jener“ Weise in Beziehung setzt. Das bisher Gesagte steht in den Begriffen der konventionellen bzw. der oberflächlichen Wahrheit. In den Begriffen der tiefsten Wahrheit gesprochen ist dies das Gewahrsein dessen, dass die Objekte nicht in feste Kategorien passen, sondern vielmehr für Veränderung und geistiges Etikettieren offen sind – Vajra-Familie.[5]

Angulimaliya-Sutra

Im Mahayana - Angulimaliya-Sutra[3] , nicht zu verwechseln mit dem namensgleichen Sutta des Pali-Kanon, wird zudem behauptet, dass das Tathagatagarbha (Buddha-Natur) ohne Ausnahme in jedem Wesen zu finden sei. Danach haben sogar alle Dinge(dharma) die Buddhanatur als Essenz (svabhava).
„Alle dharmas haben den Tathagatagarbha als deren Essenz (svabhava).... Auch wenn alle Buddhas selbest emsig danach suchten, würden sie keinen Tathagatagarbha finden, der nicht ewig (sasvata) ist, denn der ewige Dhatu, die Buddha-Natur, der Dhatu, der mit endlosen Haupteigenschaften und den kleineren Eigenschaften (eines Buddha) ausgestattet ist, ist in allen Wesen vorhanden.

Das Tathagatagarbha ist somit zweipolig : Es hat einen ruhigen und bewegungslosen Modus (wie im Vajrasamadhi Sutra beschrieben) und einen dynamischen aktiven Modus, wodurch es alle Wesen nährt und befreit (...und somit... wie das Tao... und damit auch dem Maheshvara der Trimurti ähnelt... ).

Die Lehren von der Leere (Sunyata) und vom Nicht-Selbst (Anatta) beziehen sich hingegen auf bedingt Entstandenes.

Literatur

  1. Mahaparinirvana Sutra
  2. Tathagatagarbha - Sutra
  3. The Angulimala sutta
  4. The Buddhist Library Angulimala Sutta excerpt
  5. Master Yinshun’s interpretation of the tathāgatagarbha doctrine
  6. TATHĀGATAGARBHA,EMPTINESS,AND MONISM
  7. Tathagatgarbha
  8. Michael Zimmermann, The Process of Awakening in Early Texts on Buddha-Nature in India, S. 513–528 in:Chen-kuo Lin / Michael Radich (eds.) , A Distant Mirror Articulating Indic Ideas in Sixth and Seventh Century Chinese Buddhism, Hamburg Buddhist Studies, 3 Hamburg: Hamburg University Press 2014
  9. Zimmermann : 'Tathagatagarbha' (Uni Hamburg)
  10. A buddha within the Tathagatagarbha-Sutra
  11. Entstehung der Lehre von der Buddhanatur
  12. Buddhanatur
  13. Tibetische Interpretationen der Buddhanatur im Vergleich
  14. Sotozen : Bussho (Buddha-Natur)
  15. The Buddha Within: Tathagatagarbha Doctrine According to the Shentong Interpretation of the Ratnagotravibhaga (S U N Y Series in Buddhist Studies) , S. K. Hookham, State University of New York Press, 1991, ISBN-10: 0791403572 ISBN-13: 978-0791403570
  16. The Mahāsāṃghika and the Tathāgatagarbha
  17. STUDY OF THE TATHĀGATAGARBHA AS TRUE SELF AND THE TRUE SELVES OF THE BRAHMANIC, SĀṄKHYA AND JAINA TRADITIONS, BYUSHA KHOSLA
  18. Contemporary Buddhism, Vol. 5, No. 1, 2004, The doctrinal transformation of twentieth-century Chinese Buddhism: Master Yinshun’s interpretation of the tathagatagarbha doctrine, Scott HurleyLuther College, USA
  19. The Buddha Within: Tathagatagarbha Doctrine According to the Shentong, S. K. Hookham, Susan K. Hookham
  20. Tibetische Interpretationen der Buddhanatur im Vergleich, Dr. Klaus-Dieter Mathes

Referenzen

Weblinks